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Cloud bringt digitale Transformation voran

Von der Cloud gehen weitreichende Veränderungsdynamiken für die deutsche Wirtschaft aus. Sie bildet die Basis für disruptive Geschäftsmodelle, fluide Wertschöpfungssysteme und neue Formen der Organisation von Arbeit wie Crowdworking.

Das BMBF-Verbundprojekt „Herausforderung Cloud und Crowd“ analysiert diese Entwicklung und nimmt die Herausforderungen für Unternehmen, Gewerkschaften, aber vor allem auch die Menschen und die Gesellschaft als Ganzes in den Blick. Nach einem Jahr Forschung stellt der Verbund die Zwischenergebnisse auf der ersten Transferkonferenz des Projektes in München vor.

„Cloud ist nicht ein Trend neben vielen“, betont Verbundkoordinator Prof. Dr. Andreas Boes. Sie sei vielmehr die Basis für fortgeschrittene Digitalisierungsstrategien: von der Vernetzung von Menschen und Dingen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Internet of Things über die Organisation und Abwicklung von Arbeitsaufträgen auf digitalen Plattformen im Rahmen von Crowdwork bis hin zur gezielten Analyse und Nutzung von Big Data oder Machine Learning. „Die Cloud bildet den Kern des bevorstehenden digitalen Umbruchs in Wirtschaft und Arbeit“, erklärt das Vorstandsmitglied des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF) München.

Die Cloud steht für „offenen Raum“

Mit der Cloud entsteht so weit mehr als ein technisches Hosting- oder Service-Modell. Vielmehr erweist sie sich als neues Paradigma in der digitalen Transformation: Die Cloud steht für einen „offenen Raum“, in dem alles mit allem vernetzt und in Beziehung gebracht werden kann. Dies beschränkt sich nicht auf die Welt technischer Sensoren und Geräte. Vielmehr durchdringt die digitale Wolke immer mehr Facetten menschlichen Miteinanders und wird zur neuen gesellschaftlichen Handlungsebene. Zugespitzt gilt: Die Welt findet zunehmend in der Cloud statt und wird über diese gestaltet.

Für Unternehmen wird das neue Paradigma der Cloud zum Ausgangspunkt für tiefgreifende Veränderungen von Geschäftsmodellen, Wertschöpfungsstrategien und der Organisation von Arbeit. Diese Entwicklung beschränkt sich nicht alleine auf den Consumer-Bereich oder die IT-Industrie, sondern hat längst traditionelle Industriebranchen wie den Maschinenbau erfasst. Die neuen Geschäftsstrategien sind zuallererst datengetrieben: Wertschöpfung wird ausgehend von den gigantischen Datenmengen in der Cloud neu gedacht. Zum zweiten bilden sich völlig neue Wertschöpfungssysteme. An die Stelle starrer Wertschöpfungsketten treten Plattformen, auf denen die Leistungen verschiedenster Akteure wie Legobausteine zusammengefügt und immer wieder neu auf den Kunden zugeschnitten werden können. In der Plattform-Ökonomie verändert sich schließlich auch die Organisation von Arbeit. Dabei verlangt die Cloud nicht nur Agilität, sondern auf digitalen Plattformen können Unternehmen nun auch Freelancer oder Crowdworker situativ in ihre Arbeitsprozesse einbinden. So entstehen neue Marktplätze für Arbeit, neben abgesicherte Beschäftigungsverhältnisse treten temporäre Kontrakte ohne besondere Schutz- oder Mitbestimmungsrechte.

Wertschöpfung wird neu sortiert

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hält Boes fest: „Mit der Cloud tritt die digitale Transformation von einer inkrementellen in eine disruptive Phase.“ Damit gerät das deutsche Wirtschaftsmodell unter starken Veränderungsdruck. Unternehmen stehen beispielsweise vor der Frage, wie sie die schrittweise Weiterentwicklung des bestehenden Geschäfts mit neuen, disruptiven Innovationen zusammenbringen können. Wenn mit der Cloud nun der Brückenschlag digitaler Geschäftsmodelle in die Industrie gelingt, steht gerade die deutsche Industrie vor der Frage, wie sie Kernkompetenzen erweitern und ihre Stellung in sich neu sortierenden Wertschöpfungssystemen behaupten kann. Die Herausforderungen reichen so bis zur Frage nach der Zukunft des gesellschaftlichen Systems der Regulation von Arbeit. „Entscheidend ist“, so das Plädoyer von Boes, „dass wir die Tragweite des digitalen Umbruchs erkennen und die Entwicklung gestalten. Dies ist die zentrale Herausforderung für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.“

„Unternehmen sind gezwungen, die Herausforderungen der Digitalisierung anzunehmen, und müssen oft innerhalb kürzester Zeit ihr komplettes Geschäftsmodell umstellen, um weiterhin am Markt erfolgreich zu sein“, beobachtet auch Eva Zauke, VP in der Business Unit IoT & Digital Supply Chain bei SAP SE. Unter der Leitorientierung „Cloud first“ erweitert das Unternehmen derzeit sein Portfolio an Cloud-Produkten und -Anwendungen und will damit seine Kunden bei ihrer Transformation in die Cloud unterstützen. „Für sehr viele Kunden übernehmen wir so die Rolle des Innovators“, erklärt die Expertin. Unternehmenskunden können die SAP Enterprise Software-Lösungen mit Anwendungen aus dem neuen SAP Leonardo IoT Innovation Portfolio verknüpfen und hierdurch ihre digitale Innovations-Roadmap besonders schnell und zuverlässig umsetzen. „Auf Basis dieser Erweiterung des ‚Digital Core’, also des digitalen Kerngeschäftes um IoT-Funktionalitäten, können sich Unternehmen dann von innen heraus neu erfinden.“

Service-basierte Geschäftsmodelle

Welche Bedeutung die Cloud mittlerweile auch für klassische Industrieunternehmen hat, zeigt das Beispiel Bosch. Um sich strategisch auf die digitale Transformation einzustellen, setzt der Konzern konsequent auf das Internet der Dinge und gibt die Leitvision der „Connected World“ aus. Der Industriekonzern schafft mit vernetzten Erzeugnissen, Sensoren, Softwaren und der Bosch IoT Cloud die Grundlage für neue, Service-basierte Geschäftsmodelle. „Die Vernetzung und das darauf beruhende Internet der Dinge haben begonnen, die Randbedingungen für die deutsche Industrie gravierend zu verändern“, ist Dr. Rainer Kallenbach, CEO der Bosch Software Innovations GmbH, überzeugt. „Die Veränderungen gehen sehr schnell – und haben tiefgreifende Auswirkungen nicht nur auf die Technik, sondern auch auf Geschäftsmodelle und die Art, wie wir Unternehmen führen und in vernetzten Ökosystemen mit Partnern zusammenarbeiten. Wettbewerbsfähigkeit erfordert, sich jetzt proaktiv darauf einzustellen“, betont der Experte.

Nicht nur Unternehmen stehen derzeit vor großen Herausforderungen, sondern auch Erwerbstätige und Gewerkschaften. Die Interessenvertretungen stellen sich diesen Herausforderungen und gestalten die Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft aktiv mit, da weder nachhaltige Unternehmenserfolge noch Gute Arbeit Selbstläufer sind. „Wir müssen das Arbeitsrecht an die neuen Bedingungen der digitalen Arbeitswelt anpassen. Auf Plattformen arbeiten überwiegend Soloselbstständige, die einen angemessenen Schutz erfahren müssen“, konstatiert Lothar Schröder, Mitglied des ver.di-Bundesvorstands. Die Gewerkschaften fordern deshalb unter anderem eine Erweiterung des Arbeitnehmer- und Betriebsbegriffes sowie einen umfassenden Schutz von Persönlichkeitsrechten. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, sagt: „Die digitale Transformation und die immer bedeutendere Rolle von digitalen Plattformen brauchen soziale Spielregeln. Neue Formen von Arbeit erfordern einen Diskurs über die soziale Absicherung im Alter oder im Fall von Krankheit. Gute Arbeit ist auch in der digitalen Welt unser Leitbild. Hier sind alle Akteure gefordert: Crowdworker, Unternehmen, Gewerkschaften und Gesetzgeber.“

Die Konferenz „Herausforderung Cloud und Crowd. Plattformen, Wertschöpfungssysteme und Organisation von Arbeit nachhaltig gestalten“ findet statt im Rahmen des BMBF-Verbundprojektes „Herausforderung Cloud und Crowd – Neue Organisationskonzepte für Dienstleistungen nachhaltig gestalten“. Die Ergebnisse der sechs Teilprojekte, welche die Verbundpartner im Rahmen der Konferenz in interaktiven Werkstätten präsentieren, stehen in der digitalen Pressemappe zur Verfügung.

Quelle: ISF München – Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V.

03/27/2017

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